In Duisburg Marxloh wurden am Mittwoch den 03.04.2019 über 100 vor allem aus Rumänien und Bulgarien stammende Bewohner*innen polizeilich aus ihren Wohnungen in der Rudolphstraße geräumt. Die »Initiative Marxloher Nachbarn« hat dazu eine Erklärung veröffentlicht, die wir hier dokumentieren.
Schlagwort: Schrottimmobilien
Der Mythos der sozialen Durchmischung
Kaum ein Begriff ist in der stadtpolitischen Diskussion so positiv besetzt und zugleich so unhinterfragt wie die soziale Durchmischung. Wenn die Konzentration sozial benachteiligter Bevölkerungsgruppen in einem Stadtteil oder Quartier als Problem wahrgenommen wird, empfiehlt sich die soziale Durchmischung dieses Stadtraums, die Verhinderung von Segregation, als positive Strategie. Doch die positiven Effekte, die von einer sozialen Durchmischung erwartet werden sind empirisch nicht nachweisbar und nach ihnen wird auch selten gefragt.
„Es gibt noch unendlich viel zu tun“ – Problemhäuser und Aufwertung am Dortmunder Nordmarkt
Das Quartier Nordmarkt in der Dortmunder Nordstadt erlangte bundesweite Bekanntheit, weil sich hier soziale Probleme ballen wie sonst selten auf so engem Raum. Zugleich gibt es allerhand Akteure, die daran arbeiten, dass sich genau das ändert. Auch Immobilien und die Wohnungsfrage spielen dabei eine Rolle. Ein Besuch.
Eigentlich ist es fast immer laut hier. Die Mallinckrodtstraße ist die Hauptverkehrsader durch die nördliche Dortmunder Innenstadt, sie zieht sich von der Autobahn im Nordwesten bis fast zum Borsigplatz. Hier, an der Ecke zum Nordmarkt, ist sie in der Mitte zerteilt von hohen Bäumen. An den Rändern reiht sich Haus an Haus, mit vier, fünf Etagen, mal mit schlichten Fassaden, mal mit reich verzierten, Blumenmustern, Engelsfiguren. An der Straßenecke ist letztes Jahr das Ordnungsamt eingezogen, auf der anderen Straßenecke ein Kiosk, ein Gardinenladen, ein Café.
Das Ende der Schrumpfung und die Rückkehr der Wohnungsfrage
Im September 2014 veröffentlichte das Netzwerk »Recht auf Stadt – Ruhr« die beiden Texte »Von Detroit lernen!« und »Realize Ruhrgebiet«. Darin wurden die Städte des Ruhrgebiets aufgefordert offensiv mit der Abwanderung umzugehen und Schrumpfungsprozesse als stadtpolitische Chance zu begreifen. Heute, zwei Jahre später, finden wir eine neue Situation vor. Der jahrzehntelang anhaltende Prozess der Schrumpfung scheint gestoppt und in einigen Städten gibt es tatsächlich einen Bevölkerungsanstieg. Doch die Bevölkerungsentwicklung bleibt widersprüchlich.
Wachstum? Schrumpfung?
Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung aus dem Jahr 2015 sollte das Ruhrgebiet weiter schrumpfen, nicht zuletzt weil die Bevölkerung in NRW insgesamt abnehme und die Menschen eher ins Rheinland ziehen als ins strukturschwache Ruhrgebiet. Viele Städte melden nun eine gegenteilige Entwicklung. Dortmund wächst schon seit einigen Jahren wieder, in Bochum lebten 2015 3.900 Menschen mehr als 2014, in Essen stieg die Zahl der Einwohner*innen von 2015 bis 2016 um rund 9.000 auf 592.000, also auf fast 600.000. Gemessen an der Gesamtzahl der hier Lebenden sind das keine großen Zuwächse aber immerhin eine Kompensation der weiterhin stattfindenden Abwanderung und der Sterbeüberschüsse. Von den 9.000 neuen Bewohner*innen Essens stammen rund 5.000 aus Syrien. In Gelsenkirchen wird die Stagnation der Schrumpfung in erster Linie durch Zuwanderung aus den neuen EU-Ländern Rumänien und Bulgarien erreicht.