Zum Inhalt springen

Editorial

Über das Ruhrgebiet schreiben

„Wir sind der Meinung, dass es das Ruhrgebiet nicht gibt“, postulierten wir 2014 in unserem Manifest »Von Detroit lernen!«. Es war so nicht gemeint, aber die Provokation hat funktioniert. Über unsere Thesen und unsere Vorschläge wurde gemeinsam diskutiert und gestritten, es wurde zugestimmt und vehement dagegen geredet. »Realize Ruhrgebiet«, das war 2014 unsere Einladung fragend voranzuschreiten: Das Unbehagen, die Wut, den Widerspruch, die Unzufriedenheit, das Begehren, die Sehnsucht, die Reflexion und die Analyse zu teilen und gemeinsam Forderungen zu formulieren und Alternativen zu entwerfen. Viele sind der Einladung gefolgt, wir haben uns kennengelernt, weiter diskutiert, uns gegenseitig unterstützt, das Netzwerk ist gewachsen. Der Film »Das Gegenteil von Grau« ist enstanden.

Seit dem Manifest ist auch sonst viel passiert hier im Ruhrgebiet. Einiges davon hat unsere Thesen überholt. Das Manifest sollte eigentlich weiter wachsen, mit den Veränderungen, mit neuen Erfahrungen, neuen Stimmen, neuen Forderungen. Oder es sollte ein neues entstehen. Dann aber doch Zweifel: Brauchen wir das denn, funktioniert das überhaupt nochmal? Außerdem gibt es doch ständig etwas zu kommentieren und zu berichten. Und worum geht’s eigentlich? Doch darum: Einmischen, Mitreden, Sichtbarkeit. Deshalb dann doch lieber: Ein Blog. Hier soll berichtet, informiert, polemisiert, diskutiert, getextet werden über Dinge, die zwischen Dortmund und Duisburg passieren. Aus der Sicht derer, die dem Recht auf Stadt hier in dem polyzentrischen Nicht-Ort Ruhrstadt nachspüren. Wir rufen auf zur Produktion des Gemeinsamen. Wir laden wieder ein: Realize Ruhrgebiet!

BILD: GELSENKIRCHEN BISMARCK, OLGASTRASSE, JUNI 2016 (RNRM)