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Bochum: Zu wenig Hilfen für Wohnungslose im Winter

bodo e.V. kritisiert das neue Kältekonzept der Stadt

Die Stadt Bochum hat am 10. Dezember ihr neues „Kältekonzept“ für wohnungslose Menschen veröffentlicht. In ihrer Öffentlichkeitsarbeit erweckt sie den Eindruck, die Hilfen seien deutlich ausgeweitet worden. So heißt es in einem Facebook-Post: „Die Temperaturen werden kälter, die Corona-Zahlen steigen: Mit Blick darauf haben wir die Hilfen für obdach- und wohnungslose Menschen verstärkt.“ Dieser Darstellung widerspricht bodo e.V. in einer aktuellen Pressemitteilung und kritisiert die Maßnahmen der Stadt als unzureichend.

Sie seien enttäuscht von dem Konzept: „Seit Monaten mahnen wir, dass der Corona-Winter für Wohnungslose gefährlicher werden könnte als ohnehin. Und seit Monaten haben wir auf ein städtisches Konzept gewartet, das der durch die Pandemie zugespitzten Lage Betroffener gerecht wird“, beklagt bodo-Redaktionsleiter Bastian Pütter. Kaum mehr als kommunale Pflichtaufgaben fänden sich in dem neuen Konzept.

So sind zusätzliche Schlafplätze in einer Schule in Hamme vorgesehen, aber erst bei Temperaturen ab unter 0 Grad und nur über Nacht und wenn die regulären Schlafstellen (Fliednerhaus, Uhlandstraße) belegt sind. Zudem steht im Konzept „ein Bahnhof“ (welcher?) solle bei „extremer Nachtkälte“ unter minus 10 Grad als Schlafmöglichkeit geöffnet werden. Dazu Bastian Pütter: „Menschen haben ein Recht auf Unterbringung, auch bei Plusgeraden. Wenn dieses Recht nicht in Anspruch genommen wird, sind meist Ängste, erwartete bürokratische Hürden und räumliche Distanzen das Problem. Hier sind niedrigschwellige, zusätzliche Angebote gefordert. Stattdessen einen Bahnhof als städtisches Übernachtungsangebot zu bezeichnen ist zynisch.“

Bei den Tagesaufenthalten, die gerade im Winter enorm wichtig sind, sieht bodo e.V. ebenfalls keine Verbesserungen: Die Öffnungszeiten des Tagesaufenthalts in der Henriettenstraße sind weiter eingeschränkt und auf 45 Minuten Aufenthaltszeit begrenzt. „Im Winter reicht eine so kurze Zeit nicht aus, um sich richtig aufzuwärmen“, so Bastian Pütter. Zusätzliche Aufenthaltsorte oder Wärmestuben finden sich im Konzept nicht. „Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe appellierte schon vor Wochen dringend an Kommunen, zusätzliche Räume zu schaffen, um die gestiegene Not und den gestiegenen Platzbedarf aufzufangen und letztendlich Kältetote zu verhindern. Bochum verweist weiter auf die bestehenden Angebote, die aber nur von einem Teil der Betroffenen genutzt werden können.“

Besonders ärgerlich findet bodo e.V., dass die Stadt Bochum 30 „Notfallpakete“ als „weitere Hilfen gegen die Kälte“ auflistet. „Schlafsäcke halten im Winter auf der Straße nur ein paar Tage. Allein wir verteilen jeden Winter eine dreistellige Zahl als Nothilfe. 30 Schlafsäcke sind kein Konzept.“

In Dortmund werde bereits seit dem Frühsommer an einer corona-kompatiblen Winternothilfe geplant. „Wir hätten uns gewünscht, dass auch Bochum den Sommer nutzt, um wirksame Maßnahmen zum Schutz derer zu ergreifen, die schutzlos sind“, kritisiert Bastian Pütter. Das Kältekonzept würde weder dem Ernst der Lage noch der Ankündigung des Oberbürgermeisters gerecht, die Bekämpfung von Wohnungslosigkeit zur ‚Chefsache‘ zu machen.