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Zwangsräumung in Duisburg Marxloh: „Es geht um rassistische Vertreibung“

In Duisburg Marxloh wurden am Mittwoch den 03.04.2019 über 100 vor allem aus Rumänien und Bulgarien stammende Bewohner*innen polizeilich aus ihren Wohnungen in der Rudolphstraße geräumt. Die »Initiative Marxloher Nachbarn« hat dazu eine Erklärung veröffentlicht, die wir hier dokumentieren.


Am heutigen Mittwoch kam es wieder zu Hausräumungen in Marxloh. Die Stadtverwaltung hat in wenigen Stunden über 100 Menschen, darunter viele kleine Kinder, Kranke und alte Menschen, aus ihren Wohnungen vertrieben. Eine ganze Einsatzhundertschaft der Polizei versuchte die Solidaritätsbekundungen und Proteste der NachbarInnen gegen die Räumung zu verhindern.

Nachdem es lange Zeit ruhig um die sog. Taskforce „Problemimmobilien“ war, kam es erstmals seit vielen Monaten vor zwei Wochen zu Hausräumungen in Duisburg-Hochfeld. Heute waren wiederum Menschen aus den schon Ende 2017 von Räumungen bedrohten Häusern in der Rudolfstraße in Marxloh betroffen.

Heute morgen ab 8 Uhr begann die Duisburger Polizei in Begleitung verschiedener anderer Behörden die zumeist aus Rumänien und Bulgarien stammenden BewohnerInnen zunächst mit Ausweiskontrollen und Hausdurchsuchungen zu belästigen, die Stromzähler abbauen zu lassen und die Menschen dann ab 11 Uhr aus ihren Häusern zu schmeißen. Um ihre Wohnungen zu verlassen gab man den Betroffenen gerade einmal 4 Stunden Zeit. Was danach nicht zusammengepackt und abtransportiert war, bleibt für die Menschen verloren. Wie schon bei den anderen Räumungen, z.B. in den im Dezember 2017 geräumten Häusern in der Gillhausenstraße, wurde von den örtlichen Einsatzkräften heute gegenüber Aktiven der Initiative Marxloher Nachbarn auf Nachfrage der Brandschutz als Grundlage der Räumung angeführt. Wie immer, wenn die „Taskforce“ aktiv wird, wurden die MieterInnen weder schriftlich, noch mündlich im Vorfeld der Aktion informiert. Die Eigentümer der Wohnungen seien zwar, so die Polizei heute, angeschrieben und auf die Mängel hingewiesen worden, aber diese hätten nicht darauf reagiert.

Über 100 unserer NachbarInnen stehen nun auf der Straße. Unter ihnen viele kleine Kinder, alte und kranke Menschen. Die von der Stadt angebotene Notunterkunft, die Turnhalle in der Usedomerstraße, ist in einem menschenunwürdigen Zustand, wie Mitglieder der Initiative, die ihre NachbarInnen den Tag über unterstützten, berichten. Abgesehen davon, dass das ganze Gebäude in einem devastierten Zustand ist, war man dort am heutigen Tage nicht auf die Aufnahme von Menschen vorbereitet. Nach Stunden des Wartens vor verschlossenen Türen wurden die Zwangsgeräumten zwar in die Turnhalle gelassen, aber weder Decken, noch Nahrungsmittel oder Getränke waren für sie, denen alles Hab und Gut genommen wurde, organisiert.

Wir verurteilen diese Methoden der Stadt Duisburg zutiefst. Rechtlich steht ein deratiges Vorgehen seitens der Behörden auf extrem unsicheren Füßen und menschlich ist es unhaltbar den Familien ihre Existenzgrundlage zu rauben. Statt den Menschen alles zu nehmen und sie obdachlos zu machen, sollten die Vermieter seitens der Stadt gezwungen werden ihren Pflichten nachzukommen und die Häuser nach den brandschutzrechtlichen Auflagen instand zu halten – wenn es wirklich um Brandschutz gehen sollte. Nach den Erfahrungen der letzten Jahre mit ähnlichen Aktionen der Stadt Duisburg haben wir an dieser Darstellung allerdings große Zweifel. Denn letztlich geht es der Stadtverwaltung einzig und alleine um die rassistische Vertreibung von Menschen aus den prekärsten Schichten der Duisburger Bevölkerung. Da ist der Brandschutz ein willkommenes Mittel zum Zweck.

Die von den Räumungen betroffenen Menschen aus der Rudolfstraße, ihre NachbarInnen und UnterstützerInnen stehen entschlossen zusammen. Wir lassen uns nicht unterkriegen und werden weiterhin alle rechtlichen und politischen Mittel nutzen, bis diese menschenverachtende Politik der Duisburger Stadt Duisburg endlich ein Ende findet.

Initiative Marxloher Nachbarn

www.facebook.com/Initiative-Marxloher-Nachbarn